transgender und intersexualität.
politische allianzen und kontroversen

Das Seminar geht der Geschichte der Transgender- und Intersex-Bewegungen in Deutschland nach, die noch nicht viel älter als ein Jahrzehnt ist. Wenn auch die deutschen Intersex- und Transgender-Initiativen ein Vorbild in den bereits ein paar Jahre früher entstandenen us-amerikanischen Bewegungen hatten, zeigen sich doch bei näherer Beschäftigung mit ihrer Geschichte einige Unterschiede. Gefragt wird daher nach den speziellen Anliegen und den Kontexten der deutschen Bewegungen. Welche gesellschaftliche und/oder politische Situation problematisieren und reflektieren sie? Wenn auch weder die Intersex- noch die Transgender-Bewegung in sich einheitlich sind, so lassen sich doch zwei zentrale Bezugspunkte, die in unterschiedlichem Maße in beiden Bewegungen eine Rolle spielen, ausmachen: einerseits konstruktivistische feministische und queer-Theorien, welche die Naturgegebenheit der Zweigeschlechtlichkeit infragestellen, sowie andererseits medizinkritische Ansätze, welche bevormundende und normative sexualmedizinische Praktiken anprangern. Beide Bewegungen zeichnen sich weiterhin dadurch aus, dass einige ihrer Akteur_Innen die ihnen abverlangte Positionierung im System der Zweigeschlechtlichkeit ganz konkret unterlaufen: Provokant eignen sie sich mit ihren “nicht-passenden” Identitäten einen Raum zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht an, der von der Medizin als “pathologisch” verworfen wird. Geschlechtliche Vielfalt zeigt sich hier nicht nur als eine politische Vision, sondern als lebbar und lebendig.

Ulrike Klöppel (Dipl. Psychologin, Wissenschaftliche MA Medizingeschichte Charité Berlin)
Ulrike Hennecke (Dipl. Kulturwissenschaftlerin)