Veröffentlichung des alternativen Entwurfes für ein
Gesetz für Gleichstellung, Rechte und Respekt in der Sexarbeit (SAG – SexArbeitsGesetz)
Statement zur Pressekonferenz in Berlin am 02.06. 2025, dem International Sex Workers‘ Day, von Antke A. Engel
Das Dokument, das im Rahmen einer Workshopreihe von Sexarbeitenden selbst geschrieben worden ist, stellt einen wichtigen Meilenstein im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit dar – für Sexarbeitende, und weit darüber hinaus.
Es ist mit dem Anliegen der Gleichstellung aller Menschen geschrieben. Gleichstellung ist hierbei nicht allein formal-rechtlich gemeint, sondern bezieht sich auf gesellschaftliche Partizipation und Gestaltungsmacht. Und – so der Begriff „Respekt „im Titel des Gesetzes – den Abbau von Stigmatisierung und ein diskriminierungsfreies Leben.
Der Gesetzestext ist bewusst intersektional verfasst, d. h., bezieht Sexarbeitende aller Geschlechter, Sparten, Einkommenslagen und v. a. Herkünfte und Aufenthaltstitel ein – und betont, dass konkrete Lebenslagen und Biografien in ihrer Besonderheit und im Kontext zu wahrzunehmen sind. Der Gesetzentwurf verfolgt das Anliegen, Ausbeutung, Abhängigkeiten und Gewalt in der Sexarbeit abzubauen – genau deshalb wendet es sich gegen eine Gleichsetzung oder Vermischung von Menschenhandel und Sexarbeit.
Um für Sexarbeitende ein gutes Leben, frei von Stigma, Diskriminierung und Gewalt zu ermöglichen, sind Arbeitsbedingungen und Gesundheitsversorgung von entscheidender Bedeutung. Sie stellen einen bedeutenden Anteil des Gesetzes dar – und nicht umsonst heißt dieses in Kurzform „SexArbeitsGesetz“.
Es heißt in der Abkürzung aber auch „SAG“ – sag etwas, sag was du denkst und was du dir wünscht. Damit nimmt das Gesetz Bezug auf Konsens im Kontakt, auf soziale Teilhabe und auf Mediendarstellungen: Das Gesetz spricht sexueller Bildung und freiwilliger Beratung entscheidende Bedeutung zu – und zwar nicht nur für Sexarbeitende, sondern auch für Klient*innen, das Umfeld von Sexarbeitenden sowie die gesamte Gesellschaft.
Eine öffentliche Finanzierung von Bildung und Beratung sowie der Zugang zu staatlichen Gesundheits- und Sozialsystemen sind das A und O einer sozial gerechten und menschenrechtsbasierten Sexarbeit.
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Hintergrundinfo:
Die Workshopreihe mit Sexarbeitenden (in Berlin und online), aus der der alternative Gesetzentwurf hervorgegangen ist, wurde von SMART-Berlin initiiert, von verschiedenen Projekten der Sexarbeitenden-Selbstorganisation mitgetragen, vom Bundesverband für sexuelle Dienstleistungen (bufas e.V.) finanziert und mir geleitet.
Ich habe nicht selbst am Gesetzentwurf mitgeschrieben – ich habe den Prozess angeleitet, moderiert, Diskussionen angeregt und Formulierungen kommentiert.
