Unübersetzbarkeit, linguistische Vielheiten, verkörperte Sprache
Anfang 2024 frisch erschienen!
Auf der Website von InterAlia. Journal of Queer Studies steht jetzt The Multilingual Issue zum Download bereit. Verschiedene künstlerische Videoarbeiten, Gebärdensprachvideos sowie kreative Texte können auch direkt auf der Website erfahren werden.
The Multilingual Issue befasst sich mit der Artikulation von Queerness in verschiedenen Sprachen. Hierbei werden Unübersetzbarkeiten sowie Hierarchien berücksichtigt, die sich zwischen Sprachen entwickelt haben. Auch die Abwertung des verkörperten Sprechens, wie es zum Beispiel die Gebärdensprachen der Gehörlosenkulturen erfahren, gehört in diesen Kontext. Ziel der Ausgabe ist es, diese Hierarchien aufzuzeigen und aufzubrechen, und gleichzeitig Unübersetzbarkeit und sprachliche Vielfalt zu respektieren, die sich aus Migration, Behinderung und Entrechtung ergeben.
Die Autor*innen und Künstler*innen weben ein verzweigtes Netz zwischen unterschiedlichen geo-politischen Orten. Einige der behandelten Fragen lauten: In welchen Sprachen, Dialekten, Registern oder Codes wird über Zusammenhänge von Lust, Begehren und Zugehörigkeit kommuniziert? Was bedeutet es, wenn die erste Sprache von einer anderen, später erworbenen Sprache überschrieben wird? Welche Auswirkungen hat dies auf die Person und ihre Zugehörigkeiten? Wie wirkt sich die Sprache auf das Gefühl der Identität und Zugehörigkeit aus und welche Rolle spielen dabei Sichtbarkeiten und Undurchsichtigkeiten?
Die Ausgabe enthält Beiträge verschiedener Genres, Formate und Ästhetiken: künstlerische Videoarbeiten, Tagebuch-/Journaleinträge, Gespräche, die in ein Theaterstück in fünf Akten verwandelt wurden, wissenschaftliche Artikel und die Einleitung der deutschen Übersetzung von Gloria Anzaldúas Klassiker Borderlands/La frontera. Ein Beitrag der Ausgabe ist in Damía verfasst. Für zwei Beiträge, u.a. einem Artikel zu Tauben Queeren Kulturen, werden Gebärdensprachübersetzungen angeboten.
Herausgegeben von Antke A. Engel und Anna T.
Mit Beiträgen von Mariana Aboim, Ju Bavyka and Masha Beketova, Chaka-Kollektiv (Claudia Frikh-Khar, Nina Höchtl, Verena Melgarejo Weinandt), Anna Daučíková, Denis Ferhatović. Pêdra Costa, Preity Kumar, ONCE WE WERE ISLANDS, Daniela Rodriguez A., Rubia Salgado, Martin*a Vahemäe-Zierold und Maria Kopf sowie International Sign-Gebärdensprachvideos von Dana Cermane und Mandy Wyrostek.
Konzept und Produktionsprozess (2022/2023)
Anna T. und Antke Engel bereiten eine Ausgabe von InterAlia. Journal of Queer Studies vor, die Ende 2023 veröffentlicht werden soll.
Hier ist der Call for Papers, Art, and Reviewers, Oktober 2022: full CFPAAR as pdf for download (Englisch).
Und hier die Übersetzung eines Auszugs: „Englisch ist in der akademischen Welt zur Lingua franca geworden und dominiert häufig sowohl den wissenschaftlichen als auch den aktivistischen Diskurs über LGBTQIA+-Themen (zumindest in der westlichen/nördlichen Hemisphäre). Wir wollen das Englische nutzen und gleichzeitig andere Sprachen und Register aktivieren, um die Diskussion über (A-)Sexualität(en) und (nonbinäre) Geschlechter in ihrem ständigen Zusammenspiel mit Klasse, Kaste, Rasse, Behinderung, Neurodiversität, Technologie und anderen Dimensionen, die uns nicht bewusst sind oder für die wir noch keine Worte haben, zu erweitern. Die unterschiedlichen historischen und geopolitischen Verflechtungen von Macht und Wissen sowie die Prozesse des voneinander-und miteinander Lernens sollen sich wie ein roter Faden durch das Heft und seine Produktion ziehen. Wir rufen daher Menschen auf, die in einer, zwei oder mehreren Sprachen schreiben, oder die in gemischten Formaten sprechen/schreiben (z.B. Spanglish, Englabic, Greeklish), ihre Arbeiten mit uns zu teilen und über Sprache, Begehren und Beziehungen zu reflektieren. Wenn wir einen Text in Sprachen erhalten, mit denen wir (die Herausgeber_innen oder die Redaktion) nicht vertraut sind, werden wir versuchen, jemanden zu finden, um uns mit diesen Sprachen im Peer-Review-Prozess zu helfen.“
Das heißt, wir suchen nicht nur nach Autor_innen und Künstler_innen, die Lust haben, sich mit dem Thema zu befassen, sondern auch nach Menschen, die interessiert sind, neue publizistische Formate zu erfinden und uns im Reviewverfahren zu unterstützen – Menschen, die hierbei die Ausgabe in ihrer Gesamtheit und die Herausforderungen eines multilingualen Austauschs im Blick haben.
Abstracts (max. 500 Wörter) oder Angebote konnten bis 30. Nov. 2022 über folgende InterAlia-Seite einreichen: https://interalia.queerstudies.pl/article-proposal/
Wir freuen uns, von Euch zu hören!
Anna T. (she/αυτή/sie) und Antke Antek (ens/they)
Queere Multilingualität und verkörperte Sprache
Im Rahmen der Heftproduktion findet eine Reihe von Workshops mit Beteiligten und Interessierten statt:
Mi 21.12.2022 Verkörperte Sprache / Embodied Speech
Mi 22.02.2023 (intern)
Mo 08.05.2023 Vielsprachig queer
Do 15.06.2023 Membranisches Übersetzen
Do 29. Juni 2023 Poetische Transitionen
02.09. & 22.10.2023 Kollektives Redigieren
Die Reihe öffentlicher Workshops wird gefördert durch die Hannchen-Mehrzweck-Stiftung.
Aktion Mensch hat das Erstellen von Gebärdensprachvideos gefördert.