Kontaminierende Kollaboration

Bossing Images 2

26. März 2012, 19.00-22.00, NGBK Berlin

Durchziehen Machtkämpfe jegliche Zusammenarbeit? Steckt dies die Bilder an, mit denen gearbeitet wird? Verleiten sie zur Zusammenarbeit? Und verbreiten dann ihrerseits den Virus der Kollaboration?

Eingeladen sind: Helen Chadwick’s S-8 documentation of her performance Domestic Sanitation (1976), Renate Lorenz (Berlin), Sandra Ortmann (Berlin)
Zaungast: Eva von Redecker (Berlin)

Still from Domestic Sanitation (Helen Chadwick, 1976, Super-8 film, 30'). Courtesy of Lux.org.uk.

Still from Domestic Sanitation (Helen Chadwick, 1976, Super-8 film, 30′). Courtesy of Lux.org.uk.

Helen Chadwicks Performance-Stück Domestic Sanitation (1976), grobkörnig festgehalten auf Super 8 Film, zeigt Frauen, die . . . mit Dingen beschäftigt sind. Im ersten Teil, Latex Glamour Rodeo, streifen Diven in Latex durch ihre unterirdischen Gemächer, wo sie einer Serie merkwürdiger Handlungen nachgehen, z.B. sich gegenseitig das Schamhaar kämmen. Im zweiten Teil, Bargain Bed Bonanza, setzen sich vier Betten in Szene – sie rauchen, tanzen, staubsaugen und benehmen sich allgemein daneben.

Die Gäste Renate Lorenz und Sandra Ortmann begleiten den Abend, indem sie Elemente von Kollaboration, Kontaminierung, Queerfeminismus und insbesondere BDSM heranziehen, um einen Rahmen für die Diskussion mit und über Domestic Sanitations herzustellen. Welche Rolle nehmen die Performer – und auch die Gäste – während ihrer Performance ein, und warum? Welche Regeln werden im Zuge künstlerischer, sexueller und ökonomischer Kollaborationen aufgestellt und gebrochen? Wo finden Kunstwerke ihre Grenzen, wo verlaufen die Grenzen unserer Beziehung zu ihnen, und was passiert, wenn sie überschritten werden?

Vor Beginn der Veranstaltung, pünktlich um 19.00 Uhr und 19.30 Uhr, wird es zwei Screenings von Domestic Sanitation geben. Die Live-Performance/Diskussion beginnt direkt anschließend um 20.00 Uhr.

Die Veranstaltung wird in Deutsch und Englisch stattfinden. Spontanübersetzung wird angeboten (Deutsch-Englisch, Englisch-Deutsch sowie auch in andere Sprachen, soweit möglich). Alle sind eingeladen, sich in der Sprache zu beteiligen, in der sie sich am wohlsten fühlen.

Helen Chadwick (1953-1996, GB) ist eine Multimedia-Künstlerin, deren eigenwillige, oft provokative Arbeiten sich mit Gender und Sexualität, Körper und Selbst auseinandersetzen. Chadwicks frühe Arbeiten stehen im Kontext feministischer Debatten um die in den 70er und 80er Jahren leidenschaftlich umkämpfte Repräsentation von “Frauenkörpern”. In ihren frühen Werken setzt Chadwick häufig den eigenen Körper ein, um Vorstellungen weiblicher Rollen und Ideale herauszufordern. In späteren Jahren wendet sich ihre künstlerische Arbeit abstrakteren Strategien der Darstellung und Aushandlung von Körpern zu. Chadwick bringt unter anderem menschliche und tierische Körperteile und Innereien zum Einsatz. In Piss Flowers (1991-1992) erstellt sie eine Reihe plastischer Abgüsse aus in den Schnee gepinkelten Blumen. Chadwick wurde 1987 als eine der ersten Frauen für den britischen Turner Preis nominiert. 1996 starb sie überraschend an einer seltenen Virusinfektion.

Sandra Ortmann ist eine queerfeministische Aktivistin, Kunstvermittlerin, Psychologin und Burlesque Performerin. Von 2008 bis Ende 2011 leitete sie die Kunstvermittlung in der Kunsthalle Fridericianum in Kassel, davor machte sie Führungen auf der 5. berlin biennale und der documenta 12. Aktuell ist sie mit der maybe education der dOCUMENTA (13) befasst. Der Fokus ihrer künstlerischen Arbeiten liegt auf performativen, konzeptuellen und (links)-radikalen Herangehensweisen, am liebsten mit den Sissy Boyz. Sie buchte Shows für Lynn Breedlove, war Sängerin der Punkband „too rude to be cute“, spielte in Katrina Daschners Film Aria de Mustang und konzipiert Workshops zu BDSM und Queer, sowie zu (performativer) Kunstvermittlung in Museen. Im Jahr 2001 veröffentlichte sie mit Uta Busch die Video- dokumentation step up and be vocal – Interviews zu Queer Punk und Feminismus in San Francisco, 2003 das Zine you rock my world sowie seit 2007 zahlreiche Aufsätze zu kritischer und performativer Kunstvermittlung.

Renate Lorenz arbeitet als Künstlerin und als freie Autorin, vor allem in den Bereichen Queer- und Kunsttheorie. Ihre künstlerischen Arbeiten mit Pauline Boudry greifen Archive historischer (Porträt-) Fotografie und historischer Filme auf. Fokus ist die Geschichte sexueller und geschlechtlicher Diskurse und Praktiken und die Bedeutung von „Sichtbarkeit“ (www.boudry-lorenz.de). Ihre letzten Arbeiten sind No Future/No Past (Venice Bienniale 2011, The Power Plant, Toronto) und Toxic (Paris Trienniale 2012). Ihre aktuellen Veröffentlichungen heißen Temporal Drag (Hatje Cantz, Ostfildern, 2011, mit P. Boudry) und Queer Art (Transcript, Bielefeld, 2012). Sie ist Professorin für Kunst und Forschung an der Akademie der Bildenden Künste Wien.

Bossing Images ist ein Projekt der (is a project of) Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK Berlin),organisiert von (organized by) Antke Engel and Jess Dorrance (Institute for Queer Theory), unter Mitwirkung von (in collaboration with) Renate Lorenz.

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                  Bossing Images book
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