politik begehren


Jedes Begehren birgt in sich politische Dimensionen und jede Politik ist begehrlich aufgeladen. Doch was meint „Begehren“ eigentlich? Inwiefern verfängt es sich in der Heteronormativität oder in anderen Regimen der Normierung, Unterdrückung oder Ausbeutung? Wie verstehen wir das Verhältnis des Begehrens zur Macht, zur Herrschaft und zur Gewalt? Unter welchen Umständen kann Begehren als verändernde Kraft wirken, die die Grenzen der ihm eigenen Sozialität überschreitet und vermeintlich stabile sexuelle Identitäten produktiv verunsichert?

Liegt das Problem darin, dass das Begehren üblicherweise einer Subjekt-begehrt-Objekt-Hierarchie verpflichtet bleibt, in der sich das Begehrenssubjekt dem begehrten Objekt gegenüber als überlegen positioniert? Lassen sich queere Formen des Begehrens anvisieren, die Aneignung, Ungleichheit und Gewalt unterlaufen? Müssen wir zunächst ein anderes Begehren begehren, bevor das Begehren queere Politiken inspirieren kann? Welche Politiken begehren wir? Stellt Queer eine Bewegung dar, die nach Utopien sucht, die Utopien entwirft und sich ihnen in experimentellen Praxen annähert? Oder verschreibt sich Queer in nihilistischer oder dekonstruktiver Manier dem Punk-Motto „No Future“?

Vermutlich greift auch die feministische Formel „Das Private ist politisch!“? Denn Herrschaftsverhältnisse wirken nicht zuletzt dadurch, dass wir alltäglich und affektiv in sie eingebunden sind, sie mittragen und vorantreiben. Machtdynamiken schreiben sich demgemäß in Begehrensstrukturen und –praktiken ein. Daher ist in mikropolitischer Hinsicht zu fragen, wie und wo Begehren reguliert wird und zugleich normalisierend wirkt. Jedoch sind Sexualität und Begehren nicht auf Subjektivität und Intimität zu reduzieren. Sexualität stellt ein zentrales Aushandlungsfeld soziopolitischer Prozesse dar und Begehren waltet als gesellschaftlich stabilisierende oder mobilisierende Kraft. Somit ist makropolitisch zu betrachten, was die Begehrens- und Sexualitätsformationen auf der Ebene von Staatspolitik und für das Funktionieren von Ökonomie bedeuten.

Doch wie kann über den Rand der bestehenden Begehrensökonomien hinausgedacht und –gelebt werden? Und inwiefern erwächst daraus auch die Veränderung gesellschaftspolitischer Verhältnisse?

BISHERIGE VERANSTALTUNGEN
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Poetische Transitionen

4. Workshop der Reihe Queere Multilingualität und verkörperte Sprache, 29. Juni 2023 17:00–20:00, Wien. Mit dem Chaka-Kollektiv (Claudia Frikh-Khar, Nina Höchtl, Verena Melgarejo Weinandt), performance artist Pêdra Costa und Autor*in Daniela Rodríguez.

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Vielsprachig queer

Workshop Montag 8. Mai 2023, 13:00 – 15:00 Uhr im Rahmen der Reihe queere Multilingualität und verkörperte Sprache mit Mariana Aboim, Rubia Salgado sowie Martin*a Vahamäe-Zierold und Maria Kopf. Hybrid-Veranstaltung in DGS, English, Deutsch und Portugiesisch.

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A_Sozialität

Forschungsprojekt und Veranstaltungsreihe
Auf queere Weise sozial und umsorgt zu sein, verspricht Zugehörigkeit jenseits von Heteronormativität und Normalitätszwängen. Aber soziale Beziehungen, und seien sie noch so queer, sind nicht frei von Gleichgültigkeit, Konflikten oder Gewalt. A_Sozialität bezeichnet Sozialität, deren Verwicklung mit Indifferenz, Aggression oder Gewalt eingestanden wird. Sich der A_Sozialität zu stellen, heißt die politischen Potenziale und Risiken von Aggression für das Ringen um Gewaltfreiheit auszuloten. Wie stehen A_Sozialität und Awareness in Beziehung zueinander?

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