Queere Theorie, aktivistische Bewegungen und der Menschenrechtsdiskurs

In diesem Seminar soll es darum gehen, wie a) aus queer theoretischer Perspektive und b) im Kontext queerer politischer Kämpfe auf den Menschenrechtsdiskurs Bezug genommen wird und welche kontroversen Diskussionen dies entfacht. Ähnlich wie in den feministischen Frauenbewegungen wird auch in lesbisch-schwulen-bi-trans-intersex-Bewegungen um Menschenrechte gekämpft. Informelle Gruppen, internationale Organisationen und nicht zuletzt auch AktivistInnen des Südens formulieren „sexuelle Menschenrechte“ und bedienen sich der Begriffe der Würde und des Rechts auf sexuelle Freiheit und Integrität. Zugleich hat sich tiefgreifende Kritik am Menschenrechtsdiskurs als Ausdruck westlicher Werte, eurozentristischer Dominanz sowie eines normativ-männlichen Verständnis vom „Menschen“ entwickelt. Diese Kritik hat auf dem Hintergrund der Queer Theory an Schärfe gewonnen, denn Identitätsbegriffe, Kategorisierungen und Verallgemeinerungen, die für den Menschenrechtsdiskurs charakteristisch sind, werden aus queerer Perspektive als herrschaftsförmig kritisiert. Sollte deshalb auf den Menschenrechtsdiskurs verzichtet werden? Oder bietet dieser dennoch besondere Möglichkeiten, Verletzungen und Gewalt anzuklagen und zu bekämpfen?

Diese Fragen sollen im Hinblick auf das Thema Intersexualität und die Ausstellung „1-0-1 intersex. Das Zwei-Geschlechter-System als Menschenrechtsverletzung“, die im letzten Jahr in Berlin lief und 2007 nach Hamburg und Bremen kommen soll, diskutiert werden. Im Anschluss an einen theoretischen Einführungsteil wird das Seminar als ein Projektseminar darauf ausgerichtet sein, mit der Seminargruppe einen öffentlichen Wochenendworkshop zur Ausstellung zu planen, auf dem die Menschenrechtsfrage aus queerer Perspektive bearbeitet werden kann.

Antke Engel (Dr. Phil., Institut für Queer Theory)